Einst prägte die Kirche mit prunkvollen Gewändern, Monstranzen und Kelchen den Lauf jeden Jahres. Und demonstriete so ihre religiöse und politische Macht.
Der geheime Schatz der Briger Jesuiten
Das Oberwallis schwankte lange zwischen Katholizismus und Reformation. 100 Jahre lang war offen, ob Reaktion oder Fortschritt gewinnen würde.
Der Bischof von Sitten gab den Oberwalliser Zehnder mehr politische Freiheiten. Und diese verjagten als Gegenleistung die Fortschrittlichen aus dem Land.
Um die Gegenreformation zu festigen, holte die Katholiken die Jesuiten nach Brig. Ihre Kirche prägt das Briger Stadtbild mit.
Die Kirchenbänke bleiben heute meist leer. Und die Insignien der politischen und religiösen Macht, der Kirchenschatz, unsichtbar.
Im Mai 2013 war sie im Stockalperschloss, in der Galerie zur Matze zu sehen. Faszinierende Bilder aus einer anderen Welt.
Im Begleittext zur Ausstellung lesen wir; "Nur die kostbarsten Materialien wie Seide, Metallfäden (Silber und Gold), Perlen und Paletten...waren...gut genug."
Das Wallis war und blieb - auch wegen dem Katholizismus - ein Armenhaus. Nicht so die Kirche selbst.
Der Pelikan opfert sich für seine hungernden Kinder. Selbstlos. Die Pelikane sind die Mütter. Die rechtlosen Frauen innerhalb der katholischen Kirche.
Kruzifixe hingen lange in allen Kirchen und Stuben des Oberwallis. Heute beschäftigen sich die Gerichte mit der Frage, ob Kruzifixe in Schulstuben noch etwas verloren haben.
Für die Jesuiten und ihren Gott war nur das Beste gut genug. Diese goldige Monstranz stammt denn auch aus Augsburg. Der Stadt der Fugger. Der Fugger der Hochalpen war der Grosse Stockalper. Er holte die Jesuiten mit ins Land.
Die katholische Kirche hat Sinn für Formen, Farben und Weihrauch. Grün war die Farbe für gewöhnliche Werk- nd Sonntage.
Schwarz war und blieb die Farbe von Tod, Trauer, drohender Verdamnis. Nur wer sich unterwarf, durfte auf Erlösung hoffen. Ihnen versprachen die Jesuiten das ewige Paradis. Einmalige Kunst im Dienste der Macht.
Die Fasnacht ist das Ventil, der Vulkan des dem Leben zugewandten Katholismus. Violett ist die Farbe der darauf folgenden Fastenzeit. Wer sündigt, muss beichten. Beichte als Therapie und Machtinstrument in einem.
Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes. Des Spiritus Sanctus. Und rot die Farbe dieses Festes.
Das Oberwallis hat kein Meer. Ist arm an Seen. Die Gwänder der Priestersind Projektionsflächen des Fernen und Unerreichbaren.
Die Messen wurden in lateinisch abgehalten. Die fremde und tote Sprache schaffte Distanz und Ehrfurcht vor dem geheimen Wissen und den Wissenden. Die Priester der Macht kehrten den Gläubigen den Rücken zu. Die prächtige Rückseiten waren Zeichen. Die schönsten Gewänder zeigte man zu Weihnachten und Ostern dem gläubigen Volk.