Kuhkämpfe - Das Land, wo
die Kühe Königinnen sind
Im Wallis finden sie unter freiem Himmel statt.
Das Wallis ist das Land, wo Eringer Kühe Königinnen sind. Der erfolgreichste Züchter des Kantons stammt aus Ergisch.
Die schwarzen und braunen Eringer sind eine der kleinsten Kuhrassen der Schweiz. Sie kommen nur im Wallis vor, sind berggängig und streitlustig wie seine Bewohner.
Wer in die Welt dieser Kühe eintauchen will, sollte das Buch "Das Land, wo die Kühe Königinnen sind" von Yvonne Preiswerk, Bernhard Crettaz und Luzius Theler lesen.
Wichtig: Kuhkämpfe finden nur an bestimmten Daten statt. Und wenn es an diesem Tag aus allen Kübeln regnen sollte, müssen Sie halt ein Jahr später nochmals kommen. Denn Kuhkämpfe finden bis auf weiteres im Wallis tagsüber unter offenem Himmel statt.
Im nahen Aostatal finden die Kuhkämpfe neu am Abend unter Flutlicht statt. Denn die Kampfkühe haben es im Sommer gerne etwas kühler. Vielleicht wandert auch diese Erkenntnis von Süden her ins Wallis ein.
Wenn Sie das nächste Mal ins Wallis kommen,
besuchen Sie - wenn immer möglich -
einen Kuhkampf.
2014: Einige Gedanken zu den immer schwerer werdende Eringer-Kühen
Sind Walliser so kämpferisch wie Eringer? Und umgekehrt? Oder pflegen die Walliser Mythen über sich und ihr Vieh?
Immerhin hat dieses Jahr zum ersten Mal auch das Fernsehen der deutschen Schweiz das Nationale aus Aproz übertragen. Das Echo in den sozialen Medien der Deutschschweiz war hoch.
Und dies obwohl sich die Kämpfe endlos in die Länge zogen. Zwei Kampfkühe standen mehr als eine Stunde ergebnislos im Ring. Nur weil die Stützpunktfeuerwehr aus Visp die Arena von Aproz künstlich beleuchtete, konnte die Reine des Reines ermittelt werden.
Wo waren die Feuerwehren von Siders, Sitten, Martigny und Monthey? Sie wurden nicht einmal angefragt, weil diesmal das Oberwallis den Wettkampf organisierte. Das Wallis lebt – wie dieses Beispiel zeigt – in zwei Welten. Nicht einmal auf der Ebene der Feuerwehren funktioniert die Zusammenarbeit.
Zurück zu den Eringer, zu diesen geländegängige Bergkühen. Sie wiegen weniger als die Schweizer Flachland-Kühe, sie geben weniger Milch und weniger Fleisch, aber sie ¨fühlen sich bei jedem Wetter in den Alpen auch über 2‘000 Meter wohl.
Einige stellen die Frage: Warum dauern die Wettkämpfe immer länger?
Kenner glauben zu wissen: Vor 20 Jahren war die schwersten Eringer Kühe 650 Kilo schwer. Heute wiegen sie 850 Kilo und mehr. Zur Weiterzucht werden Stiere verwendet, die möglichst schwer sind. Die Kühe – sie kämpfen und nicht die Stiere - werden mit immer mehr Kraftfutter und Roggenbroten vollgestopft. Der Aufwand für die Tierärztinnen und Tierärzte vervielfacht sich, weil schwere Eringer-Babys schwere Geburten mit mehr Komplikationen nach sich ziehen. Viele der zu schweren Eringer blieben inzwischen im Sommer im Tal, weil sie auf den steilen Alpweiden in jeder Beziehung verloren sind.
850 Kilo schwere Eringer sind nicht mehr beweglich genug, sie ermüden rascher, brauchen Kampfpausen und deshalb musste die Visper Feuerwehr ausrücken.
Die Spiralen drehen sich in die falsche Richtung: Die Reichen werden immer reicher. Der französische Ökonom Piketty will das mittels Vermögenssteuern Ungleichgewichtig korrigieren.
Das Gleiche müssten die Freunde der Eringerkühe machen. Sie müssten die Gewichtskategorien nach unten schrauben. Keine Kuh, die mehr als 650 Kilo wiegt, sollte künftig in Aproz noch stechen dürfen. Weil die Eringer Bergkühe sind und bleiben sollten.